Augenzeugenbericht: Niemand darf das Volk schlagen
Der Priester der Kaschueti-Kirche, Vater Konstantin, war Augenzeuge der Niederschlagung der Demonstration auf dem Rike-Platz in Tbilisi. Im ersten Teil seiner Schilderung hatte er berichtet, welche Verhältnisse auf dem Platz herrschten und wie die Polizei gegen die eigene Bevölkerung vorging. Hier nun seine Gedanken zu den aktuellen Ereignissen.
Vater Konstantin: Es ist egal, ob man Geistlicher ist oder nicht: niemand darf das Volk schlagen. Auf dem Rike-Platz waren auch Frauen und Kinder. Nach der Niederschlagung der Demonstranten bedankte sich ein Regierungsvertreter bei der Armee mit den Worten, die Armee habe ihre erste Prüfung bestanden. Ich möchte diese Menschen fragen, vor wem hat die Armee diese Prüfung bestanden, vor Frauen und Kindern? Sogar im Krieg würde man hilflose Menschen nicht schlagen. Solche Armee und Soldaten sind eine Schande! Jetzt ist mir klar: der Präsident schuf diese Armee aus dem Grund, um den Stuhl der ersten Person zu verteidigen und notfalls gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen.
Was den Vergleich vom 9. April und 7. November betrifft: die beiden haben nichts miteinander zu tun. Was am 7.11. geschah, war eine größere Barberei als das, was sich am 9. April ereignete. Damals schützte die georgische Polizei die Bevölkerung. Jetzt sind Georgier gegen eigenes Fleisch und Blut vorgegangen. Es gibt einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Ereignissen.
Am klügsten wäre es, wenn der Präsident am gleichen Tag zurückgetreten wäre. Wenn mir meine Gemeinde sagen würde, dass ich für sie nicht akzeptabel wäre und sie zu meinem Gottesdienst nicht kommen würde, was sollte ich in diesem Fall machen? Die Gemeinde beschimpfen, verfluchen und exkommunizieren? Oder wäre es besser, mich zu entschuldigen, dass ich mich geirrt habe?
Es wäre auch besser, auf alle Fragen zu antworten, bevor er als Präsident für die nächste Amtszeit kandidieren würde. Was haben ihm friedliche Demonstranten, Frauen und Kinder angetan? Was hat er in der ersten Amtszeit Gutes getan, dass er vom Volk verlangt, für die nächsten 5 Jahre gewählt zu werden? Ich bin mir aber sicher, dass er die nächsten Wahlen genau mit solchen Methoden gewinnen wird. Was kann man von einem Präsidenten erwarten, der auf dem Weg zur friedlichen Demonstration Nägel vor die Reifen der Busse werfen lässt? Ob er es verdient hat, gewählt zu werden, soll das Volk entscheiden.
Quelle: Asaval-Dasavali, 29.11.2007
Augenzeugen berichten: Demonstrationen und der Sturm auf Imedi TV