2 Tote, 5 Fehlgeburten durch gefälschte Reportage über russischen Einmarsch in Georgien
Die vom regierungstreuen Sender Imedi TV ausgestrahlte Reportage über einen angeblichen Einmarsch russischer Truppen am vergangenen Samstag hatte den Tod zweier Menschen zu Folge. Zudem gab es 5 Fehlgeburten. Dies berichtete das Zentrum für Menschenrechte auf seiner Webseite humanrights.ge am Freitag.
Dabei stützen sich die Mitarbeiter des Zentrums für Menschenrechte auf eigene Recherchen. Die Todesfälle waren bislang von den Behörden der Regierung Saakaschwili bestritten worden. Der Link zur englischen Nachricht von Humanrights.ge befindet sich unterhalb dieser Nachricht.
Die Mitarbeiter des Zentrums haben in der Region Gori eine Woche lang in den medizinischen Versorgungszentren, Krankenhäusern, Geburtsstationen, gynäkologischen Kliniken und beim Gesundheitsministerium Informationen zusammengetragen.
In der Notfallambulanz in Tkwiawi klingelte demnach das Telefon die gesamte Nacht nach der Sendung. Die Einsatzkräfte mussten zu fünf Notfällen ausrücken. In zwei Fällen waren die Patienten bereits verstorben. In Arbo starb ein 45 Jahre alter Mann. In Marana, ebenfalls im Bezirk Gori, starb eine 73 Jahre alte Frau. Sie hatte Bluthochdruck und war ins Koma gefallen, teilte die Ambulanz mit.
Eine Patientin aus Plawismani musste ins Bezirkskrankenhaus in Gori eingewiesen werden. Sie habe einen allergischen Asthmaanfall erlitten, teilte eine Mitarbeiterin der Ambulanz mit.
Wie die Mitarbeiterin, die die Telefonanrufe entgegen nimmt, sagte, habe sich seit dem von der Regierung Saakaschwili begonnenen Krieg mit Russland die Zahl der Notrufe mehr als verdoppelt. Wenn es früher 6 bis 8 Anrufe pro Tag gewesen seien, so seien es nun 20 bis 22 am Tag.
Eine Krankenschwester aus der Kinderabteilung in Tkwiawi berichtete von ihrer 8 Jahre alten Enkelin. Sie habe sich nach der Reportage sehr schlecht gefühlt, weil sie dachte, dieser Stress werde in ihrem Leben nicht mehr aufhören.
Eine Telefonisten des medizinischen Dienstes in Gori berichtete, alle drei verfügbaren Telefonleitungen seien nach der Sendung ständig besetzt gewesen. Es habe 32 Notrufe in der Nacht gegeben, in 10 Fällen seien die Patienten ins Krankenhaus eingewiesen worden. In den meisten Fällen hätten die Patienten unter Kreislaufschwierigkeiten und Herzproblemen gelitten. In einem Fall habe eine Frau eine Frühgeburt erlitten.
Eine Mitarbeiterin des Rettungsdienstes in Gori berichtete von den Erfahrungen vor Ort. In einer Siedlung der Flüchtlinge des Krieges habe eine Frau einen Kreislaufzusammenbruch erlitten. Im nächsten Fall hatte ein Mann Herzprobleme, dessen Sohn Soldat sei. Ein 10 Jahre altes Kind musste ins Krankenhaus eingewiesen werden. Alle Patienten gaben die Reportage des regierungstreuen Senders Imedi als Grund für ihre gesundheitlichen Probleme an.
Ein Gynäkologe in Gori berichtete, durch die Reportage habe es 5 Fälle von Fehlgeburten gegeben. Alle hätten sich in der 14. bis 15. Woche der Schwangerschaft zugetragen.