Kacheti: auf den Spuren der Familie Tschawtschawadse

Zinandali: Villa der Tschawtschawadses

Wenn man das Tal des Alasani herunterfährt, reihen sich Städte wie Achmeta, Telawi, Zinandali und viele weitere wie eine Perlenschnur an der Grenze zwischen dem Alasani-Tal und den Gombori-Wäldern auf, wobei letztere hier die Wasserscheide zum Iori bilden und damit die Grenze zwischen dem Inneren und dem Äußeren Kachetien. Alle diese Städte sind einen Besuch wert, vor allem dann, wenn man auf den Suche nach dem Wein seines Lebens ist. Zinandali verfügt dabei aber noch über einen besonderen Schatz: Das Anwesen der adligen Familie Tschawtschawadse

Der Name Tschawtschawadse läuft einem in Georgien mehrfach über den Weg. Einer der wichtigsten Literaten der georgischen Kultur ist Ilia Tschawtschawadse, dessen Familie in Kwareli ansässig war. Mehr zu diesem Zweig der Familie hier. Der Zweig der Familie von Alexander Tschawtschawadse hingegen war in Zinandali ansässig. In beiden Städten gibt es ein Museum. Das Anwesen der Familie Tschawtschawadse in Zinandali ist auf jeden Fall eine Immobilie, die man bei einem Besuch in Georgien aufsuchen sollte. 

Alexander Tschawtschawadse

Bekannter Dichter der georgischen Romantik zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Diente im Militär der russischen Armee. Wurde vom russischen Reich mit mehreren Orden ausgezeichnet. Er nahm am Aufstand 1832 gegen Russischen Zar teil. Wurde verhaftet, aber wegen hohem Verdienst für Zaristisches Russland wieder freigelassen. Er starb 1846 bei einem Unfall in Tbilissi.

Zinandali als Dorf gibt es bereits mehrere Jahrhunderte, im Jahr 1835 gründete Alexander Tschawtschawadse hier sein Weingut. 1854 wurde das Gut von einem nordkaukasischen Moslemführer überfallen, der mehrere Gefangene machte, darunter die Ehefrau des Fürsten, der bereits 1846 bei einem Unfall in Tbilissi ums Leben gekommen war. 1855 erreichte man nach Verhandlungen die Freilassung der Gefangenen, dies ging mit einer Lösegeldzahlung und einem Austausch von Gefangenen vor sich. Der Moment des Überfalls wird in einem Gemälde festgehalten, das in dieser Ausstellung zu sehen ist. 

Das Anwesen der Familie Tschawtschawadse in Zinandali ist seit unserem ersten Besuch mehr als 15 Jahre zuvor auf den neuesten Stand gebracht worden. Die Gebäude präsentieren sich nun in einem nicht mehr baufälligen Zustand, der Park ist gepflegt. Die Ausstellung in der Villa kann man im Rahmen einer Führung oder nach eigener Initiative besuchen. In der Villa finden auch Veranstaltungen statt.

Weinkeller mit Weinflaschen aus dem 19. Jahrhundert aus Zinandali

Wenn man in den hinteren Teil des Anwesens in Zinandali geht, kommt man zu teilweise neu errichteten Gebäuden. Hier befindet sich eine überdachte Halle, in der wenige Tage vor unserem Besuch ein Musikfestival mit internationaler Besetzung stattgefunden hatte. Richtig sehenswert aber ist der Weinkeller! Das Gebäude bietet schon im Erdgeschoss eine hervorragende Präsentation der regionalen Weine und alkoholischen Produkte aus Zinandali. Eine Führung in den Keller zeigte Besucherinnen und Besuchern eine Kelter aus früheren Zeiten, in der man den Wein ausgepresst hat. Unsere Führerin hat uns die Schatzkammer des Weinguts geöffnet: In den Regalen des Weinkellers lagern Tausende von Flaschen aus Zinandali, einige von ihnen noch aus dem 19. Jahrhundert, aber auch die neuesten Jahrgänge. Wie viel an Geldwert hier lagert? Auf jeden Fall eine ordentliche Menge! In diesem Keller war ich bereits 2004, nun gibt es eine moderne Lichtanlage und man kann die Folgen der Zeit, den Staub auf den Flaschen und die alten Formen auf sich wirken lassen. 

Wenn man dann noch weiter nach hinten geht, sieht man ein neu errichtetes Hotel einer internationalen Kette, die mehrfach in Georgien vertreten ist. Hier kann man sich ein Glas Wein oder einen Kaffee gönnen. 

Alexander Tschawtschawadse wird uns später auf der Reise noch einmal begegnen. 

Das Ilia Tschawtschawadse Museum in Kwareli

Nicht alle Tage in Kacheti sind mit Sonne gesegnet. Ähnlich wie ca. 19 Jahre zuvor in Batumi stellten wir uns die Frage, was wir an einem Regentag in Kacheti machen. Einer der interessanten Punkte in diesem Teil Westgeorgiens ist Kwareli, auch Quareli geschrieben. Diese kleine Stadt auf der anderen Seite des Alasani, also quasi auf der Schäl Sick Kachetis oder aber der richtigen Seite, bietet einige historisch interessante Treffer. 

Einer dieser Treffer ist das Museum für einen der berühmtesten Schriftsteller Georgiens, Ilia Tschawtschawadse. Der Name Tschawtschawadse ist auf dieser Reise schon einmal aufgetaucht – wenige Tage zuvor waren wir in Zinandali im Museum von Alexander Tschawtschawadse. Die Familie hatte zwei Äste, der eine Teil war in Zinandali ansässig, der andere Teil in Quareli. 

Ilia Tschawtschawadse

Geboren 1837 in Kwareli in der Region Kacheti. Ilia entstammte einer georgischen Adelsfamilie: Vater war Fürst Grigol Tschawtschawadse, Mutter Mariam Beburischwili. Beide Eltern waren gebildet, vor allem seine Mutter führte Ilia in die klassischen Werke der georgischen Literatur ein. Nach Schule in Tbilissi Studium in St. Petersburg. 1861 Rückkehr nach Georgien. Gründung der Zeitschrift Sakartvelos Moambe (Bote Georgiens) 1863. Die Zeitschrift Iweria folgte 1877. Beide Zeitschriften hatten mit der russischen Zensur zu kämpfen. Tätigkeiten als Friedensrichter in Duscheti. 1874 Gründung der Adelsbank in Tbilissi. Seit 1906 Abgeordneter der russischen Staatsduma. Ilia Tschawtschawadse wurde am 28. August 1907 bei Mzcheta ermordet.

Weil Ilia Tschawtschawadse aus dem Zweig der Familie in Kwareli stammt, befindet sich dort sein Museum. Dieses wurde bereits in der Zeit der Sowjetunion errichtet und weist mit seiner Architektur auf die Philosophie des Brutalismus hin, also den Baustil mit viel Sichtbeton. Man mag ja über Geschmack streiten, aber ich finde den Bau von seiner Machart her faszinierend. Auch hier hat bei näherem Hinsehen allerdings der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. 

Wenn man das Museum betritt, erhält man einen tiefen Einblick in das Leben der Familie Tschawtschawadse. Die Ahnen von Ilia sind dort aufgelistet, sein Stammbaum hängt hier. Ilia Tschawtschawadse studierte in St. Petersburg, damals gab es noch keine vernünftigen Universitäten in Georgien und das Land war damals Teil des russischen Zarenreiches. In seiner Studienzeit hatte Ilia Tschawtschawadse sich bereits in literarischen Zirkeln betätigt, viele Bilder und Darstellungen widmen sich dieser Tätigkeit. 

Der weitere Lebensweg von Ilia Tschawtschawadse ist auf der Georgienseite ja schon ausführlich beschrieben, deshalb wollen wir hier auf sein Ende abheben. Ilia Tschawtschawadse wurde am 28. August 1907 bei einem Dorf zwischen Mzcheta und Tbilissi ermordet. Zu dieser Zeit war er eine der berühmtesten und bekanntesten Personen Georgiens. Die Fotografie hatte in dieser Zeit bereits Fuß gefasst und so ist ein Teil der Ausstellung im Museum dem Begräbnis von Ilia Tschawtschawadse gewidmet. Ein Foto zeigt ihn aufgebahrt; eine Menschenmasse vor der Sioni-Kathedrale in Tbilissi zeigt die Verehrung der Bevölkerung für ihn. 

Hinter dem Museum findet sich das ursprüngliche Haus der Familie, das Wohnhaus und die angrenzende Kelterei, in der man mehrere Keltern zur Weinproduktion und die im Boden eingelassenen Kwewris sehen kann. Ein Turm in der Mitte des Anwesens lässt erahnen, wie man in einem typisch georgischen Wehrturm lebt, ohne dass man nach Schatili oder Uschguli fahren muss. 

Leider ist nur ein Teil der Exponate mit englischen Texten versehen. Wer der georgischen Sprache nicht mächtig ist, sollte nach Möglichkeit eine Person zwecks Übersetzens mitnehmen. 

Museen Familie Tschawtschawadse

Karte Museen Familie Tschawtschawadse laden